Aber Heidschi Bumbeidschi

Das deutsch-österreichische Lied wird oft als Weihnachtslied bezeichnet. Tatsächlich ist es jedoch ein Wiegenlied. »Heidi« oder »Heidschi« bedeutet "Einschlafen" und bezeichnet bis heute das zum Schlafen legen des Kindes. Und wenn es dann schläft, soll es von Engelein träumen.

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Musiknoten zum Lied - Aber Heidschi Bumbeidschi

Aber Heidschi Bumbeidschi, schlaf lange,
es is ja dein Muatter ausganga;
sie is ja ausganga und kimmt neamer hoam
und laßt das kloan Biabele ganz alloan!
Aber Heidschi Bumbeidschi bum bum,
aber Heidschi Bumbeidschi bum bum.

Aber Heidschi Bumbeidschi, schlaf siaße,
die Engelen lassn di griaßn!
Sie lassn di griaßn und lassn di fragn,
ob du in' Himml spaziern willst fahrn.
Aber Heidschi Bumbeidschi bum bum,
aber Heidschi Bumbeidschi bum bum.

Aber Heidschi Bumbeidschi, in' Himmel,
da fahrt di a schneeweißer Schimml,
drauf sitzt a kloans Engei mit oaner Latern,
drein leicht' von' Himml der allerschenst Stern.
Aber Heidschi Bumbeidschi bum bum,
aber Heidschi Bumbeidschi bum bum.

Der Heidschi bumbeidschi is kumma
und hat ma mein Biable mitgnumma;
er hat ma's mitgnumma und hats neamer bracht,
drum winsch i mein' Biaberl a recht guate Nacht!
Aber Heidschi Bumbeidschi bum bum,
aber Heidschi Bumbeidschi bum bum.

Alle Jahre wieder … landet zur Weihnachtszeit ein Wiegenlied in den Programmen der Radiosender, das eigentlich gar nichts mit Advent und Christkind zu tun hat: Aber Heidschi Bumbeidschi.

Dieses in Mundart getextete Wiegenlied stammt aus Böhmen. Dank seiner schlichten, aber ergreifenden Melodie wurde es weit über den deutschsprachigen Raum hinaus bekannt.

In der Tradition der weihnachtlichen Krippenlieder wird Aber Heidschi Bumbeidschi heute vorwiegend zu Weihnachten gesungen. Dabei hat das Lied eigentlich gar keinen Bezug zu Weihnachten.

Der Textdichter des mundartlichen traditionellen Textes ist unbekannt. Die älteste Textquelle stammt aus Österreich, wo der Text 1819 gedruckt wurde. Dort heißt das Lied noch Haidl Bubaidl. Die heute übliche Textfassung ist seit 1926 nachgewiesen.

Der Ursprung der Melodie ist ebenfalls unbekannt. Aufgezeichnet wurde sie so, wie wir sie heute singen, um 1900 im Böhmerwald.

Dass Aber Heidschi Bumbeidschi heute zu den beliebtesten Liedern der Weihnachtszeit gehört, verdankt das Lied hochdeutschen Adaptionen. Schlagerstars wie Peter Alexander (1965), Mireille Mathieu (1976) oder auch Andrea Berg (1999) erreichten mit ihren Schlagerversionen ein breites Schlagerpublikum und hohe Platzierungen in den deutschen Verkaufscharts. Die bekannteste und bis heute erfolgreichste Interpretation von Aber Heidschi Bumbeidschi stammt von dem damaligen Kinderstar Heintje, dessen Version sich 1968 rund vier Monate lang in den deutschen Top-10 hielt, davon sensationelle acht Wochen auf Platz 1.

Allen Schlagerversionen gemein ist nicht nur die Übertragung des Textes ins Hochdeutsche, sondern auch die Entschärfung des Originaltextes, der eine schaurige Geschichte erzählt von einer Mutter, die ihr Kind alleine gelassen hat und nie mehr wiederkommen wird. Die Engel fragen deshalb nach, ob das Kind zu ihnen in den Himmel kommen möchte, denn da wäre es schön. Und das Lied endet dann damit, dass der »Heidschi Bumbeidschi« das Kind mitnimmt.

Auf Spurensuche…

Das Lied Aber Heidschi Bumbeidschi erzählt die Geschichte einer Mutter, die wohl bei der Geburt oder kurz danach gestorben ist und ihr Kind alleine zurücklassen musste. Doch auch das Kind ist dem Tod geweiht und um es zu trösten, wird es mit der Geschichte von Engeln im Himmel und dem Himmel als wunderbaren Ort getröstet, damit es mit der Erwartung auf einen wunderbaren himmlischen Ort einschlafen kann. Dieses Sterben kleiner Kinder nannte man im süddeutschen Raum »himmeln«, verbunden mit der Hoffnung, dass die unschuldigen Seelen der Neugeborenen direkt in den Himmel kommen.

Die Fahrt zum Himmel wird in der dritten Strophe ausgeschmückt. Da ist die Rede von einem schneeweißen Schimmel auf dem ein kleiner Engel mit einer Laterne sitzt. Und aus der Ferne leuchtet vom Himmel der allerschönste Stern. Die Reise in den Himmel wird in den schönsten Worten geschildert, als sei es etwas Wunderbares, etwas Besonderes. Das könnte es ja auch durchaus sein, wenn das Kind zur Mutter reist, die es dann liebevoll in den Arm schließt.

Doch die vierte Strophe steht im krassen Kontrast zu den ersten drei Strophen. Denn nun ist es nicht die Mutter, die fortgegangen ist, sondern die Mutter klagt, dass der Heidschi Bumbeidschi gekommen ist und ihr kleines Bübchen mitgenommen und nicht wieder zurückgebracht hat. Und darum wünscht die Mutter ihrem kleinen Bübchen »a recht guate Nacht!« Es könnte aber auch sein, dass hier nur gemeint ist, dass der Schlaf das Kind mitgenommen hat und die Mutter ihm eine gute Nacht wünscht.

Wie dem auch sei, diese vierte Strophe will nicht so recht zu den anderen passen. Doch dies mag dem Umstand geschuldet sein, dass der Text, von dem diverse Varianten kursieren, im Laufe der Jahrzehnte zurechtgesungen wurde.

Sicher ist jedoch, dass der in der älteren Textfassung erwähnte »Haid’l-Bubaid’l« im 19. Jahrhundert in niederösterreichischer Mundart mit »Schlaf« übersetzt wird. Bereits Franz Magnus Böhme merkte dazu an: »Die sinnlos erscheinenden Anfangssilben sind Varianten von ‚Heia Bubbeia‘. Sie sagen so viel wie ‚Schlaf, Bübchen! « (Deutsches Kinderlied und Kinderspiel. Breitkopf und Härtel, Leipzig 1897, S. 23).

Doch woher kommt jetzt die Verbindung des Wiegenlieds zur Weihnacht? Einzig das Christkind in der Krippe könnte eine Verbindung sein, denn auch das Jesuskind wird ja in den Schlaf gewiegt. Doch das macht aus Aber Heidschi Bumbeidschi noch lange kein Weihnachtslied. Ein schönes und beliebtes Lied ist es trotzdem…

Tom Borg, 30. August 2023

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